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AutorenbildAndreas Eich

Britische Familienplanung vs. Deutsche Familienplanung

Aktualisiert: 6. Aug. 2023

In den letzten Beiträgen habe ich viel mit Zahlen um mich geschmissen, aus gutem Grund. Ich wollte aufzeigen, dass die gewöhnlichen Bürger in Großbritannien über viel weniger Geld zum Leben verfügen als in Deutschland. Ohne große Schlupflöcher. Die Beträge folgen dabei meinen Recherchen. Ich wollte die großen Unterschiede zu Deutschland einfach nicht wahrhaben und versank immer tiefer in der Materie. Schnell war klar, dass wir in Großbritannien kaum den Lebensstandard wie in meiner Heimat erreichen konnten. Besonders nicht, wenn wir eine Familie gründen wollten. Verglich ich die Kosten für Kita- und Studiengebühren und zog staatliche Beiträge wie das Kindergeld heran, wären wir mit zwei Kindern in Deutschland um mehr als 250.000 Euro bessergestellt. Und dabei bezog ich weder Schulgebühren mit ein, noch die allgemein höheren Lebenshaltungskosten oder die unterschiedlichen Gehälter.



Wie sehr sich das Familienleben unterschied, wurde mir vor Augen geführt, als ich nach Monaten in Großbritannien für ein paar Tage nach Deutschland zurückkehrte. Einen Abend verbrachte ich bei Freunden in Hamburg. Ihre Wohnung verfügte über mehr als 90 Quadratmeter. Viel zu klein, wie meine Gastgeber fanden, während zwei Kinder im Vorschulalter um den Essenstisch liefen. Meine Freunde suchten nach einem Haus für ihre Familie, schön mit Garten. Und mit Platz für all den Kram, der sich in letzter Zeit angehäuft hatte.

Mir wurde an ihrem Esstisch dagegen fast schwindelig. Die Wände waren so weit entfernt! Obwohl an jeder Wand ein Möbelstück stand, lief ich nicht Gefahr bei einer Körperdrehung gegen diese zu stoßen. So viel Platz!

Ich erzählte von meinen Erlebnissen in Großbritannien. Nach den Darlegungen zu meiner Jobsuche, lachte mich mein Gastgeber aus. Er ist wie ich promovierter Physiker und arbeitet in der Entwicklungsabteilung eines Unternehmens. Ich hatte wohl brutto mit netto verwechselt oder nach den falschen Jobs gesucht.

Nur mit Mühe konnte ich ihn davon überzeugen, kein Volldepp zu sein. Ich berichtete außerdem von Immobilienpreisen, den Kosten der Kinderbetreuung, sowie von Schul- und Universitätsgebühren. Wieder reagierte mein Gegenüber mit Unglauben, er konnte sich nicht vorstellen, wie Briten unter diesen Umständen leben können. Das macht doch keinen Sinn.

Aus britischer Sicht ist jedoch ihr Leben verrückt. Das merkte ich, als mir meine Freunde von ihren Plänen erzählten. Neben dem Hauskauf wollten sie bald ein drittes Kind bekommen. Zwangsläufig müsste auch ein größeres Auto gekauft werden. Ihre Planungen stressten sie ein wenig, immerhin war all dies mit Aufwand verbunden, würde Zeit und Geld kosten. Aber die typischen Probleme unserer britischen Freunde spielten keine Rolle: Konnten sie sich ein weiteres Kind grundsätzlich leisten? Hatten sie finanzielle Reserven für den Kindergarten oder mussten sie warten? Sollten sie aufgrund der Finanzierung des Hauses nicht ohnehin warten? Doch anstatt sich zu sorgen, wurden bereits Projekte für die Elternzeit geplant. Auch hier beklagten sie sich über den damit verbundenen Stress.


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